Gestörtes Stadtbild

Wird Bremen immer hässlicher?

Wenig glücklicher Name: Das Bremer "City Gate" am Hauptbahnhof kommt nicht bei allen Bremern gut an. Nach Meinung etlicher Kritiker wirkt das Tor zur City zu wuchtig und optisch eintönig. Spötter haben angesichts dieser "Schießscharten-Architektur" wenigstens einen Pluspunkt ausgemacht: Die ungeliebte Hochstraße dahinter, Relikt der "autogerechten" Stadtplanung, ist jetzt vom Bahnhof aus nicht mehr zu sehen. (Foto: Thomas Grziwa)

Es ist sehr deprimierend, mit ansehen zu müssen, wie unsere Landespolitik es zulässt, dass unsere schöne Hansestadt immer mehr ihr Stadtbild verliert.

Ein Kommentar von Martin Rospek.

Erst verschwinden Altbremer Häuser in der Graf-Moltke- und Schwachhauser Heerstraße, es folgt der Abriss des Medienhauses in Schwachhausen. In der Vahr wird die Bremer Tradition des Pferderennsportes beendet. Einhergehend mit der Zerschlagung der „Grünen Lunge“ in diesem Stadtteil, damit dort Profite mit Wohnbebauung gemacht werden können.

„City Gate“ Bremen: „Sahne-Grundstück“ für Top-Adressen? Oder nur verschenkter Platz, der jetzt für den benötigten Busbahnhof fehlt. (Foto: Thomas Grziwa)

In Horn wird ein beliebtes, familienfreundliches Freibad abgerissen, um am gleichen Ort für viele Millionen Euro eine Schwimmhalle zu bauen, um daran anschließend für viel Geld das Unibad zu zerstören, dessen Sanierung wohl günstiger wäre als der Neubau des Kombibades in Horn (Achtung: Flughafen Berlin und Stuttgart 21 lassen grüßen).

An der Weser werden durch die geplante Fällung von über hundert Platanen wichtige Sauerstoffspender vernichtet und gleichzeitig das schöne Ambiente der „Stadt am Fluss“ nachhaltig beschädigt. Der klobige Kühne & Nagel-Neubau ergänzt die Zerstörung des Stadtbildes in der Innenstadt. In Oberneuland wird durch die geplante Bebauung des Geländes vor der Mühle das letzte ländliche Ortsbild dieses Stadtteils vernichtet.

Und bereits gestört wurde das Stadtbild am Hauptbahnhof durch die beiden furchtbar wirkenden „Twin-Tower“ namens „City Gate“ von Star-Architekt Max Dudler, die sich aber zugegebener Weise hervorragend in das architektonische Grauen der übrigen Bebauung am Breitenweg nebst Hochstraße einfügen.

Architektur, die nicht jedem gefällt: „City Gate“ Bremen. (Foto: Thomas Grziwa)

Danke den Verantwortlichen, dass man in Zukunft durch die Gasse zweier „Bunker“ noch einen kleinen Blick auf das harmonisch gestaltete Baudenkmal des Bahnhofsgebäudes „erhaschen“ kann. Überall nur Zerstörung. Von der Politik aber mit Sonntagsreden und symbolischem „1. Spatenstich“ als zukunftsorientiert und fortschrittlich verkauft.

Bald sind wieder Landtagswahlen. Höchste Zeit zum Nachdenken.

(aus aktuellem Anlass wurde dieser Beitrag vom 29. März 2019 neu veröffentlicht)